Wird es wieder legendr? 11FREUNDE
Dieser Text erscheint im Rahmen unserer Kooperation mit dem Tagesspiegel.
Fußballromantiker schauen gerade mit leichter Verzückung auf die Tabelle der Bundesliga. Ganz am Ende, auf Platz 18, rangiert die TSG Hoffenheim, für Fußballromantiker ein Verein, den sowieso niemand braucht.
Sollte der Klub tatsächlich absteigen, hielte sich ihr Bedauern vermutlich in Grenzen. Die TSG ist vielen egal, echte Leidenschaft selbst in der heimischen Arena nur selten zu spüren.
Vielleicht ist das an diesem Samstag anders, wenn der Tabellenletzte den Fünfzehnten Hertha BSC empfängt (15.30 Uhr, Sky). An Brisanz mangelt es jedenfalls nicht. Wie schon häufiger bei Duellen beider Klubs. Ein Rückblick.
Hoffenheim – Hertha 5:1 (2009)
Herthas Gastspiel im September 2009 ist längst zu einem Fall für die Historiker geworden – weil es zwei verschiedene Versionen der Ereignisse gibt, die sich in der Sinsheimer Arena nach dem Schlusspfiff zugetragen haben.
Variante eins besagt, dass Lucien Favre, Herthas Trainer, unmittelbar nach der 1:5‑Niederlage in einer Teeküche des Stadions seinen Rücktritt angeboten habe. Nach Variante zwei gibt es in der Arena gar keine Teeküche.
Letztlich ist es unerheblich. Das 1:5 ist für Favres Team die sechste Niederlage nacheinander, die Mannschaft, längst Tabellenletzter, hat sich in Sinsheim wieder einmal als „einfach nicht satisfaktionsfähig“ erwiesen, wie der Tagesspiegel schreibt.

Ein gewisser Vedad Ibisevic feiert an diesem Sonntag seine Wiedergeburt als Torjäger. Nach 44 Sekunden trifft er zum 1:0 für die TSG, und bereits nach 20 Minuten hat er einen Hattrick erzielt. Kurz vor Schluss holt er auch noch den Elfmeter heraus, der zum 5:1‑Endstand führt.
Es ist auch das Ende für Trainer Favre, der Hertha und Berlin noch im Frühjahr von etwas ganz Großem hatte träumen lassen. Am Abend des nächsten Tages, nachdem der Schweizer ein letztes Mal das Training geleitet hat, verkündet Hertha seine Entlassung. „Es ging so einfach nicht mehr weiter“, sagt Manager Michael Preetz. „Es hat sich alles verkehrt, was in der letzten Saison geklappt hat.“
Hertha – Hoffenheim 3:1 (2012)
„So ein Tag, so wunderschön wie heute“, tönt es aus den Lautsprechern im Olympiastadion. Das letzte Saisonspiel ist gerade abgepfiffen worden, unmittelbar nachdem der Brasilianer Raffael in der Nachspielzeit zum 3:1‑Endstand getroffen hat. Aber vorbei ist die Saison für Hertha noch nicht. Das ist die gute Nachricht.
Es passt zu dieser für die Berliner so chaotischen Saison, dass sie im letzten Spiel auf den Trainer treffen, der zu Beginn der Spielzeit noch bei ihnen an der Seitenlinie stand. Markus Babbel hat wenige Wochen nach seiner Entlassung in Berlin in Hoffenheim die Arbeit aufgenommen. Bei Hertha folgen auf ihn Michael Skibbe (fünf Spiele, fünf Niederlagen) und schließlich Altmeister Otto Rehhagel, der den Abstieg mit der Kraft seiner unendlichen Erfahrung noch verhindern soll.

Am letzten Spieltag springt Hertha immerhin auf den Relegationsplatz – dank des Sieges gegen Hoffenheim und weil der 1. FC Köln gegen die Bayern klar verliert und dadurch hinter die Berliner zurückfällt. Mittelfeldspieler Peter Niemeyer ist „unendlich froh, dass wir nach so einer beschissenen Rückrunde vom lieben Gott noch die Chance bekommen haben, die Relegation zu spielen“. Allzu lange währt diese Freude – Stichwort: Düsseldorf – allerdings nicht.
Hertha – Hoffenheim 0:5 (2014)
Auf Rehhagel und den Abstieg folgt im Sommer 2012 Jos Luhukay als neuer Trainer. Der Holländer führt Hertha umgehend in die Bundesliga zurück und hält die Mannschaft nach dem Aufstieg souverän in der Klasse. Nach zweieinhalb Jahren aber geht auch seine Zeit langsam zu Ende.
Beim 0:5 gegen Hoffenheim zum Abschluss der Hinrunde präsentiert sich Hertha, wie der Tagesspiegel schreibt, als „eine führungs- und orientierungslose Ansammlung von mittelmäßigen Individualisten und keine Mannschaft im eigentlichen Sinne“. John Anthony Brooks, inzwischen selbst Hoffenheimer, bringt die Gäste nach einer Viertelstunde mit einem Eigentor in Führung. Kurz darauf verschuldet der Innenverteidiger auch noch den Elfmeter zum 2:0.
„Es fühlt sich an, als seien es fünf Eigentore gewesen“, sagt Jens Hegeler nach dem Spiel, nach dem Hertha nur noch einen Punkt vor dem Relegationsplatz liegt. Trainer Luhukay darf trotzdem erst einmal weitermachen, ehe es nach zwei Spielen und zwei Niederlagen im neuen Jahr dann doch für ihn vorbei ist.

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