Vermhlung mit der Geschichte - Die Dominanz des FC 11FREUNDE

Publish date: 2024-11-03

Eine trau­rige Rose am Revers, das Gesicht so asch­fahl wie der Anzug, wie ein Bräu­tigam, den die Braut am größten Tag des Lebens sitzen gelassen hat, um mit einem Anderen zu tanzen. Derart geschlagen schli­chen die Fuß­baller Man­chester Uniteds durch die Kata­komben des Wem­bley-Sta­dions zu ihrem Mann­schaftsbus. Ihre Hoch­zeit hatten andere gefeiert. Piqué griff sich nach Spiel­schluss eine Schere aus einem Medi­zin­köf­fer­chen, schnitt das Tor­netz ab und trug es wie einen Braut­schleier, zur Ver­mäh­lung des FC Bar­ce­lona mit der Fuß­ball­ge­schichte. Statt eines Braut­wal­zers tanzten er und seine Mit­spieler mit dem Cham­pions-League-Pokal, wie sie es zuvor 90 Minuten mit dem Ball getan haben.

Arm in Arm um die Tro­phäe im Mit­tel­kreis, einer Sar­dana gleich, führten sie einen kata­la­ni­schen Volks­tanz im eng­lischsten aller Fuß­ball­sta­dien auf. Nicht einmal die Rasen­sprenger, die plötz­lich angingen, konnten Bar­ce­lona stoppen. Eric Abidal und Sergio Bus­quets griffen in die Spren­kler, um Kame­ra­leute, Ordner und Funk­tio­näre nass­zu­spritzen.

Es war diese Leich­tig­keit, die bei Bar­ce­lona beein­druckte, beim 3:1‑Finalsieg gegen Man­chester United und beim Feiern danach. Selten hat eine Mann­schaft einen End­spiel­gegner mit sol­cher Schwe­re­lo­sig­keit vor­ge­führt. Den Rit­ter­schlag erhielt sie dafür von einem Ordens­träger des Bri­ti­schen Empires. Sie sind das beste Team, gegen das wir in meiner Zeit als Trainer gespielt haben“, sagte Sir Alex Fer­guson, der immerhin eine 37-jäh­rige Trai­ner­kar­riere, davon 25 Jahre bei Man­chester United, als Ver­gleichs­wert zur Ver­fü­gung hat. Der 69-Jäh­rige, dessen Hand im Spiel krampfte, als stünde er dem Herz­in­farkt nahe, gab am Ende des­il­lu­sio­niert zu: Wir haben das Beste gegeben, was wir konnten, aber wir haben Lionel Messi nie kon­trol­lieren können – aber das haben schon so viele vor mir gesagt.“

Der Platz in den Geschichts­bü­chern

Dass selbst der Eng­li­sche Meister dies in seinem dritten Cham­pions-League-End­spiel in vier Jahren nicht ver­mochte, dass sich die Kata­lanen im Ver­gleich zum Finale 2009 noch einmal stei­gerten und Man­chester diesmal noch klarer beherrschten – das alles lässt die Frage nach der his­to­ri­schen Größe dieser Bar­ce­lona-Elf auf­kommen.

Ein erschöpfter Josep Guar­diola wollte sich nach dem Spiel den Platz in den Geschichts­bü­chern jedoch nicht selbst zuordnen. Ich habe das Real Madrid Alfredo di Ste­fanos, das Ajax Ams­terdam Johan Cruyffs oder den FC Santos Pelés nie spielen sehen, aber wir würden uns freuen, wenn man uns in zehn oder 15 Jahren als eine der besten Mann­schaften in Erin­ne­rung behält.“

Doch schon jetzt lässt sich sagen: Der FC Bar­ce­lona Lionel Messis, Andrés Iniestas und Xavis ist bereits eine his­to­ri­sche Refe­renz­größe für kom­mende Gene­ra­tionen. Vor allem durch die Art der Siege, denen trotz aller tak­ti­schen Per­fek­tion nichts Rou­ti­niertes oder Maschi­nen­haftes anhaftet, son­dern Spon­ta­nität und Spiel­freude. Eine unter­halt­sa­mere Domi­nanz einer Mann­schaft hat es wohl selten gegeben. Es tut natür­lich weh, aber sie haben ein­fach auf schöne Art gewonnen“, sagte Man­ches­ters Tor­wart Edwin van der Sar, der von seinem letzten Pro­fi­spiel nichts als einen Geschenk­ball der Uefa mit­nahm. Wenn man ver­liert, weil sich die andere Mann­schaft hinten rein­stellt und mit einem abge­fälschten Schuss trifft, dann ist das scheiße, aber Bar­ce­lona spielt so wie es alle sehen wollen.“

Guar­diola muss in sich gehen, ob noch Ziele da sind

Sinn­bild­lich für Bar­ce­lonas mensch­liche Art des Sie­gens war Carles Puyol, der ohne Groll, nicht von Beginn gespielt zu haben, seine Kapi­täns­binde am Ende Eric Abidal über­reichte. Der Fran­zose, der nach einer Leber­tumor-Ope­ra­tion noch recht­zeitig zum Finale fit geworden war, durfte als Erster die Tro­phäe stemmen. Es sind solche Gesten, die uns stark machen“, sagte Guar­diola. Wir haben mit ihm mit­ge­litten“, sagte David Villa, für ihn zu siegen, war eine zusätz­liche Moti­va­tion.“

Die Men­ta­lität dieser Mann­schaft ist vor allem ein Ver­dienst Guar­diolas. Er hat Bar­ce­lona nicht nur Per­fek­tion auch ohne Ball­be­sitz gelehrt, son­dern vor allem Stil, auf und neben dem Feld. Ein Jahr will der 40-Jäh­rige noch bei Barca wei­ter­ma­chen, auch wenn er ankün­digte dass ich in mich gehen muss, ob da noch Ziele sind. Wenn die Lei­den­schaft irgend­wann fehlt, dann gehe ich.“ Nach zehn Titeln in drei Jahren ist Guar­diola ohne den FC Bar­ce­lona kaum vor­stellbar. Und Bar­ce­lona noch schwerer ohne Guar­diola.

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