Brazzo macht in Grotransfers 11FREUNDE

Vor nicht einmal sechs Monaten meldete der kicker Erstaunliches: Der große FC Bayern und sein Vorstands-Titan Oliver Kahn wollten künftig kleinere Brötchen backen. „Deshalb“, so stand es in dem Bericht, „sollen künftig im Rahmen der neuen Personalpolitik bevorzugt junge Profis im Alter zwischen 20 und 22 Jahren verpflichtet, zwei, drei oder vier Jahre in ihrem Werdegang forciert und anschließend gewinnbringend mittels hoher Ausstiegsklauseln an potente Käufer weitergegeben werden.“
Das, was die Mutter aller Fußball-Fachmagazine skizzierte, war nichts anderes als der Weg, den Borussia Dortmund seit vielen Jahren beschreitet. Und zwar so erfolgreich, dass man sich den Münchnern zuletzt wieder ebenbürtig wähnte.
Das Nächste, was man aus München zum Thema Transferpolitik erfuhr, war die Verpflichtung von Sadio Mané (30). Bis zu 41 Millionen Euro Ablöse kostet der Senegalese, der sich im letzten Drittel seiner fraglos großen Karriere befindet. „Gewinnbringend weitergegeben werden“ kann Mané vermutlich nicht mehr. Auch bei Matthijs de Ligt dürfte dies schwierig werden. Der 22-jährige, 67 Millionen Euro teure Bayern-Zugang aus Turin passt zwar altersmäßig in das vom kicker beschriebene Beuteschema, dürfte jedoch im Falle eines späteren Verkaufs kein signifikantes Plus einbringen.
Dennoch kassierte der Münchner Sportdirektor „Brazzo“ Salihamidzic durchaus Lob für seinen Einkaufs-Exzess. „Brazzo könnte zurzeit auch Gas in großen Mengen auftreiben“, witzelte einer auf Twitter. Alles nur eine Frage des Preises, dachte sich wohl ein anderer und schrieb mit Blick auf De Ligt: „Der FC Bayern gibt zurzeit mehr Geld für die Verteidigung aus als die Bundesregierung.“
Angst vor dem Wort „Verkaufsverein“?
Zusammen kosteten De Ligt und Mané weit über 100 Millionen Euro – ohne Handgelder und sonstige Nebengeräusche. Selbst wenn man die 45 Millionen gegenrechnet, die der FC Barcelona für Robert Lewandowski bezahlt, sind das heftige Ausgaben in allgemein schwierigen Zeiten. Obendrein hat Kahn bereits Tottenhams Torjäger Harry Kane als nächsten Großtransfer ins Spiel gebracht. „Klar, ein absoluter Topstürmer“, bekannte der Vorstandschef, aber: „Zukunftsmusik“. Das Branchenportal transfermarkt.de schätzt Kanes Marktwert auf 90 Millionen Euro, obwohl der englische Nationalspieler in den kommenden Tagen 29 Jahre alt wird. Viel Ablöse für fraglos hohe Qualität, aber eher wenig Perspektive.
Unterstellen wir mal, dass der Kollege vom kicker für seinen im Februar veröffentlichten Artikel gründlich recherchiert hat, was er eigentlich immer tut, so darf man schon fragen: Was hat den deutschen Rekordmeister zur strategischen Kehrtwende nach der strategischen Kehrtwende getrieben? War es das unschöne Wort „Verkaufsverein“, das in dem Bericht auftauchte? War es kühle Kalkulation? Oder war es die pure Verlegenheit?
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